Werom das denn?

Wer im Internet schnell zahlen wollte hatte bisher die Auswahl zwischen Kreditkarte für Warenkäufe oder PayPal für Waren und Freunde – beides Dienste aus den USA. Nicht zuletzt wegen den von dort in letzter Zeit immer wieder eintreffenden Drohungen ist diese Abhängigkeit ein massives Risiko für den hiesigen Markt. Eigentlich müsste dringend eine europäische Alternative her, aber was bisher auf den Markt geworfen wurde, ist eher unausgegoren und technisch oft keine gute Idee.

Sofortüberweisung

Eines der ersten Alternativsysteme war der Dienst „Sofortüberweisung“, welcher in Deutschland gegründet wurde und aktuell zur Schwedischen Klarna-Bank gehört. Anders als der Name erwarten lässt, ist es keine direkte Überweisung, stattdessen muss man die Zugangsdaten für sein Bankkonto an den Dienstleister herausgeben. Eigentlich ein sicherheitstechnischer Albtraum, aber leider durch PSD2 erlaubt – selbst ein Gericht urteilte, dass Banken den Kunden nicht verbieten dürften ihre Zugangsdaten an Dritte weiterzugeben. Mit den Zugangsdaten gibt sich der Dienstleister als Kunde aus, loggt sich auf dem Bankkonto ein, lädt die letzten Kontobewegungen und offene Lastschriften herunter und wertet so aus, ob die Zahlung „wahrscheinlich“ funktionieren würde. Ist dem so wird die Überweisung beauftragt und dem Händler direkt bestätigt, dass die Transaktion erfolgreich war. Die Lösung ist mWn eine rein Deutsche Sache und beschränkt sich auf Zahlungen für Waren.

Giropay/iDEAL/…

Etwas besser machten es Systeme wie Paydirekt/Giropay (DE) oder iDEAL (NL). Statt seine Zugangsdaten an Dritte zu geben, wird man hier an seine Bank weitergeleitet. Diese führt die Zahlung aus und bestätigt dem Händler, dass das Geld raus ging. Der Händler bekommt das Geld erst Tage später. Auch hier konzentrierte man sich hauptsächlich auf den Kauf von Waren, mit Kwitt war es aber auch möglich Geld an andere Nutzende zu senden. Soweit mir bekannt aber nur per App, nicht über Webseite o.Ä.. Der große Nachteil: Es setzt nicht auf Stadards und funktioniert daher nur für teilnehmende Banken. iDEAL ist so in DE fast ausschließlich bei Direktbanken wie RaboDirect, bunq, N26, Triodos oder ING verfügbar. Giropay beschränkte sein Geschäft auf Deutschland und war hauptsächlich bei Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, der Postbank und Commerzbank verfügbar, wurde jedoch zum Jahresende 2024 eingestellt.

Wero

Ein Europäischer Ansatz ist nun Wero – „We Euro“. Hier sollen Zahlungen an zwischen allen angemeldeten Nutzenden möglich sein. Warenkäufe sollen ab 2026 mit Käuferschutz folgen. Man platziert sich recht direkt als Alternative zu PayPal, jedoch hat Wero wichtige Unterschiede:

  • Senden ist nur über Handynummer oder E-Mail-Adresse möglich, nicht über einen separaten Benutzernamen
  • Es können nur Beträge bis 1000€ verwendet werden, je nach Bank sogar weniger
  • Es gibt eine Liste von Waren, welche mit Wero nicht bezahlt werden dürfen

Für einige Transaktionen ist der Dienst somit von vornherein nicht geeignet. Und für die anderen Fälle trifft man wieder auf ein altbekanntes Problem: Nur für teilnehmende Banken. Wenn sie denn mitmachen, so führte N26 z.B. Wero trotz Ankündigung teilzunehmen bisher gar nicht erst ein, Andere wie Comdirect stiegen gar komplett aus dem Projekt aus.

Hinzu kommt die Bedienbarkeit. Es gibt kein zentrales „Wero“, die Umsetzung ist den Banken überlassen. Dies führt zu einem Wildwuchs von Funktionen und Möglichkeiten. Einige Banken nutzen eine gemeinsame Wero-App. Versucht man diese mit anderen Banken zu nutzen wird man abgewiesen – man solle in der Banking-App schauen. Auch die Berechtigungen sehen unterschiedlich aus – während man teilweise die Handynummern oder E-Mail-Addressen manuell eintippen kann verlangen einige der Banking-Apps für die Nutzung von Wero einen Vollzugriff auf das Adressbuch des Gerätes und verweigern ohne den Dienst.

IMO

Wir brauchen eine europäische Alternative. Schnell. Einheitlich. Flächendeckend. Am Besten getrennt vom für Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit eher wenig bekannten Bankensumpf. Wero schafft das in der aktuellen Form nicht. Die technischen Möglichkeiten für „etwas sinnvolles“ sind in meinem Augen an vielen Stellen schon da. Echtzeitüberweisungen (SEPA instant payment) für das Versenden von Geld sind verfügbar und bei allen Banken ab nächstem Monat Pflicht. Anfordern ist noch etwas dünn, da Bankeinzug – wenn auch normiert – fast nur in Deutschland genutzt wird und selbst hier viele Shops diese bisher nicht in Echtzeit an die Banken senden. Der Ansatz ist da, bei der Verbreitung müsste man nacharbeiten. Nach meiner Auffassung sollte ein freies EU-PayPal wie folgt aussehen:

  • Jeder kann sich registrieren. Registrierte Nutzende können per App, Webseite und API ihre Transaktionen verwalten und Aktionen auslösen. So ist ein breiter Zugriff und Integration in Drittsoftware und Shops einfach möglich.
  • Der Login nutzt für 2FA freie Lösungen wie TOTP, U2F und/oder WebAuthN/Passkeys. Für das Bestätigen von Transaktionen müsste man sich ggf. noch etwas ausdenken, da mWn keine der verfügbaren Techniken eine Transaktionsbindung beherrscht. Dies sollte aber immer ein freies, quelloffenes Verfahren sein.
  • Es gibt im Konto übliche Funktionen wie das Blockieren von Kontakten.
  • Man kann seine Geldquelle über alle gängigen Methoden wie SEPA Instant Payment (mit virtueller IBAN), Debit- und Kreditkarten, Lastschrift & Co verknüpfen – unabhängig davon ob die Bank teilnimmt oder nicht. Durch die breite Unterstützung kann man das System auch nutzen, während rein Europäische Lösungen noch nicht in der Breite verfügbar sind.
  • Registrierte Nutzer können Geld senden oder anfordern. Als Gegenstelle kann Benutzername, E-Mail, Handynummer oder IBAN (nur senden) genutzt werden. Die Angabe von E-Mails und Handynummern ist dabei immer freiwillig und es lassen ich mehrere Einträge pro Konto verwalten. Ein Senden an EU-IBANs funktioniert auch, wenn die Gegenstelle nicht registriert ist. Zusätzlich kann man permanente oder temporär gültige Links zum Empfangen von Geld generieren, welche den Empfänger festlegen und Optional einen Betrag und Verwendungszweck enthalten.
  • Wird Geld gesendet, wird die Transaktion erst bestätigt, wenn das Geld erfolgreich eingetroffen ist bzw. die Gegenseite die Transaktion bestätigt hat.
  • Wird Geld angefordert, muss die Gegenstelle aktiv bestätigen. Man wird über mehrere wählbare Wege (App-Push, EMail, …) über die offene Transaktion informiert. Es gelten bei Annahme dieselben Anforderungen wie beim Senden.
  • Transaktionen sollten unabhängig vom Zweck für alle legalen Fälle möglich sein. Also z.B. kein generelles Verbot für Transaktionen für den Kauf von Computerspielen ab 18 o.Ä., wie es aktuell bei vielen bestehenden Systemen der Fall ist.

Im Prinzip wäre es in großen Teilen eine andere, zentrale Oberfläche für Funktionen, welche ohnehin schon da sind. Um Anderen Geld zu senden gibt es schon Echtzeitüberweisung – nur ist es umständlich IBAN und ggf. Beträge immer manuell auszutauschen und sich für jede Bank in eine neue UI einarbeiten zu müssen. Ich bin gespannt, ob es irgendwann tatsächlich eine Europäische Alternative geben wird. So lange nicht heißt es für mich wohl leider weiter PayPal-Links weitergeben und hoffen, denn IBAN, EMail oder Handynummern möchte ich nun wirklich keinem diktieren müssen um danach festzustellen, dass deren Bank ohnehin nicht teilnimmt.

BitBastelei #661 – Günstige „LED-Netzteile“ – keine gute Idee

BitBastelei #661 - Günstige "LED-Netzteile" - keine gute Idee

(2.7 GB) 20:39

2025-09-14 10:00 🛈

Wer bei den üblichen Marktplätzen nach Netzteilen sucht wird schnell feststellen, dass die günstigsten Modelle oft als „LED-Netzteil“ beworben werden. Eigentlich ja egal, denn Spannung und Strom sind ja genormte Größen und die Last am Ende egal – das „LED“ wird sich sicher nur darauf beziehen, dass es eine gute Filterung gegen Flackern gibt oder so was. So dachte ich auch und habe bei diesen Modellen zugegriffen, als es darum ging ein paar LEDs zu versorgen. Die LEDs leuchteten, also schöpfte ich keinen Verdacht. Bis ein Video von @IntermitTech durch meine Timeline flog in welchem er zeigt, dass diese Netzteile offenbar doch nicht die komplette Leistung bereitstellen, sondern zumindest Teilweise einfach die Spannung senken. LEDs leuchten dann zwar auch, aber eben dunkler. Na dann testen wir doch mal.

Inhalt

  • 00:00 Das LED-Netzteil-Problem
  • 02:08 Das BS-200-48
  • 04:57 Erdverbindung und Spannungstest
  • 07:59 Last-Test 5-95W
  • 10:26 Last-Test 95-120W
  • 13:50 Testergebnisse
  • 15:35 Gegentest mit Standardnetzteil
  • 18:38 Fazit

Transparenz

Alle Netzteile wurden selbst gekauft und bezahlt. Angesichts des Ergebnis sollte man besser die Finger davon lassen.

BitBastelei #660 – Smarte Sprechanlage

BitBastelei #660 - Smarte Sprechanlage

(1522.5 MB) 17:33

2025-09-07 10:00 🛈

Heute kombinieren wir mal mehrere Techniken, die wir hier gesehen haben: ESP32, ESPHome, Port-Expander und Relaiskarten zusammen sollen dabei helfen die Klingeln einer Sprechanlage aus den 80ern in die Moderne zu bringen und „smart“ zu machen.

Inhalt

  • 00:00 Der Plan
  • 03:36 Portexpander
  • 06:15 Relaistest
  • 09:13 Fleißarbeit
  • 09:47 ESPHome: Taster-Modus
  • 10:30 Aufbau der Sprechanlage
  • 12:37 Anschließen der Relais
  • 13:15 Funktionstest
  • 13:38 Ausblick
  • 16:45 Fazit

Fehler und Ergänzungen

  • – Eigentlich sind es nicht 7 Klingeln sondern 8, wenn ich die lokale auch anklemmen würde

Transparenz

Die genutzte Elektronik wurde selbst gekauft und bezahlt. Die Sprechanlage gehört zum Haus und dürfte in dieser Form nicht mehr im Handel sein.

BitBastelei #659 – Günstige WLAN-Kamera

BitBastelei #659 - Günstige WLAN-Kamera

(1303.6 MB) 29:19

2025-08-31 10:00 🛈

Für ein Projekt brauchte ich eine IP-Kamera – vor einiger Zeit hatte ich so was schon mal für mich gebastelt, aber diesmal sollte es drahtlos sein. Bei der Suche musste ich feststellen, dass Fertiggeräte mit lokaler Videoausgabe günstiger sind als ein für mich passendes Modul. Na dann – holen wir halt die Fertiglösung und zerlegen diese so lange, bis das Ding klein genug ist.

Inhalt

  • 00:00 Die bisherigen Module & der Plan
  • 02:58 CP3 V3: Versprochene Funktionen
  • 07:06 Lieferumfang und Original-App
  • 18:54 RTSP
  • 21:22 Zerlegerei
  • 25:50 Fazit

Links zum Produkt

Transparenz

Die Geräte wurden selbst gekauft und bezahlt. In der Videobeschreibung sind Affiliate-Links zu Produkten, welche im Video zu sehen sind. Durch Nutzung dieser Links erkennt der Händler, dass Ihr über meine Seite zu ihnen gefunden habt. Ich werde prozentual an hierüber erzielten Umsätzen beteiligt, die Preise ändern sich hierdurch für Käufer*innen gegenüber einem direkten Einkauf auf der Plattform nicht. Tipp: Vergleicht vor einem Kauf die Preise – einige Händler erhöhen diese wenn sie merken, dass diese in Videos verlinkt wurden. Bitte beachtet die geäußerten Bedenken zur Produktsicherheit.

BitBastelei #658 – Schlechte-Witze-Buzzer

BitBastelei #658 - Schlechte-Witze-Buzzer

(324.6 MB) 11:37

2025-08-24 10:00 🛈

Aus mir unerklärlichen Gründen meinen Einige, dass meine Witze Schmerzen verursachen würden. Nunja, geteiltes Leid ist halbes Leid, also soll auch bitte jeder Mensch in Reichweite erfahren, dass ein solcher abgegeben wurde. Machen wir im Sommerloch einen kleinen Ausflug und schauen, wie schnell man mit wenigen Handgriffen bestehende Systeme nutzen bzw. ergänzen kann um Aufgaben zu lösen.

Inhalt

  • 00:00 Die Aufgabe, Hintergrund
  • 01:32 Der Plan
  • 02:18 Hardware-Aufbau
  • 04:10 ESP-Firmware und Automation
  • 05:25 MQTT-Script
  • 09:23 Funktionstest
  • 10:29 Fazit

Transparenz

Die gezeigten Bauteile und Werkzeuge gehören zum Hacker- und Makerspace haxko. Spenden für haxko kann man unter https://haxko.space/verein/#spenden-und-fördermitgliedschaft per SEPA loswerden.

BitBastelei #657 – ATorch BW-600 Modulare, elektronische, regelbare Gleichstrom-Last

BitBastelei #657 - ATorch BW-600 Modulare, elektronische, regelbare Gleichstrom-Last

(4.5 GB) 29:41

2025-08-17 10:00 🛈

Vor einiger Zeit hatte ich eine regelbare DC-Last gezeigt, welche versprach bis zu 150W in Wärme umwandeln zu können – zumindest für Spannungen unter 36V. Da ich grade höhere Spannungen und Leistungen testen muss, wollte ich mal nach größeren Modellen suchen. Offenbar hat der Hersteller in den letzten Jahren nachgelegt und das System nun modular gestaltet. Es sind weiterhin nur 150W möglich, man kann aber weitere 150W-Module dazu klemmen und so – offiziell – bis zu 1200W erreichen. Schauen wir mal, ob das Kit hält was es verspricht.

Inhalt

  • 00:00 Vorgänger: DL24
  • 02:30 Lieferumfang und Aufbau
  • 09:37 Erster Start und Menüs
  • 13:27 Lasttest USB-C-Powerbank
  • 15:52 Last-Erweiterung per Modul
  • 19:49 Lasttest 12V-Netzteil
  • 25:36 Android-App
  • 26:15 Lasttest 450W
  • 27:05 Firmware und fehlende Dokumente
  • 27:53 Fazit

Links zum Produkt

Transparenz

Alle Produkte wurden selbst gekauft und bezahlt. In der Videobeschreibung sind Affiliate-Links zu Produkten, welche im Video zu sehen sind. Durch Nutzung dieser Links erkennt der Händler, dass Ihr über meine Seite zu ihnen gefunden habt. Ich werde prozentual an hierüber erzielten Umsätzen beteiligt, die Preise ändern sich hierdurch für Käufer*innen gegenüber einem direkten Einkauf auf der Plattform nicht. Tipp: Vergleicht vor einem Kauf die Preise – einige Händler erhöhen diese wenn sie merken, dass diese in Videos verlinkt wurden. Bitte beachtet die geäußerten Bedenken zur Produktsicherheit.

BitBastelei #656 – Relais-Module an 3.3V-MCUs

BitBastelei #656 - Relais-Module an 3.3V-MCUs

(2.9 GB) 19:15

2025-08-10 10:00 🛈

Eine verbreitete Methode um Lasten zu schalten sind Relais, da deren Spulen aber meist mehr verbrauchen, als man dem GPIO einem µCs zumuten sollte, benötigt man davor noch etwas Elektronik zur Ansteuerung. Um diese nicht selbst bauen zu müssen gibt es diverse fertige Module, welche Relais und Schaltung kombinieren. Da ich in der Vergangenheit mit einigen davon Probleme hatte, wenn der µC, wie z.B. STM32 oder ESP32, mit 3.3V arbeitet, schaue ich heute diverse dieser Relais durch und prüfe, wie diese sich in einem solchen Aufbau verhalten.

Inhalt

  • 00:00 Relais
  • 03:01 5V-Transistor-Modul
  • 07:48 3.3V-Opto-Modul
  • 12:40 5V-Opto-Modul
  • 17:12 Fazit

Transparenz

Alle Geräte wurden selbst gekauft und bezahlt.

Von schlechtem Kupfer und langsamen Netzwerken

Vorgeschichte

(Diese Geschichte hatte ich mWn schon mal gepostet, aber offenbar nie hier im Blog. Ah well.)

Nach einem kleinen Ausrutscher auf einem berüchtigten Auktionshaus hatte ich ein neues Gerät in der Hand, welches $vieldaten machen kann. Um die volle Leistung abzurufen bräuchte es mindestens einen Gigabit-Anschluss. Die Herausforderung: Weit weg von bestehender Infrastruktur. Sicher, die Strecke kann ein langes Patchkabel überbrücken, aber irgendwo knallt ja immer irgendwer die Tür zu – nicht hilfreich für die Lebensdauer einer solchen Wäscheleine.

Also einen Tag hingesetzt, eine Rolle halbwegs dünnes Verlegekabel aus dem Lager gegriffen und irgendwie versucht von A nach B zu bekommen. Am Ende ging es über mehrere Kabeltrassen, durch Wände und viel zu überfüllte Rohre zwischen Patchpanel und einer neuen Netzwerkdose. Knapp 28m stand schlussendlich auf dem Zettel. Der Kabeltester bestätigt: Alles Gut.

Moment, was?

Also: Gerät dran, starten, konfigurieren und … warum hab ich nur 100MBit/s? Seltsam. Also mal schnell die Patchkabel durchgetauscht – immer noch nichts. Laptop dran? Gigabit. Ist das Gerät kaputt? Sollte nicht, aber zur Sicherheit nochmal Gerät direkt an den Laptop und: Gigabit. Laut anzeige zwar Half Duplex, aber das verbuche ich mal unter „Anzeigefehler“.

Fassen wir zusammen: Meine Strecke ist laut Kabeltest OK, mit dem Laptop bekomme ich Gigabit, mit dem Gerät aber nur 100MBit/s. Das Gerät scheint aber auch keine Fehlfunktion zu haben und funktioniert direkt mit dem Laptop verbunden fehlerfrei.

Ich hasse dieses Kupferzeugs -.-

Auf die Suche

So komm ich nicht weiter, also ein besseres Messgerät geliehen, ich nenne es liebevoll „Dienstleisterfolterapparat“, denn neben Durchmessen der einzelnen Leitungen prüft dieses auch auf Dämpfung, Übersprechen & Co – also Alles das, was knallt, wenn irgendwo Irgendwer eine Leitung zwischendrin nicht fachgerecht „repariert“ oder behandelt hat. Nein, Isoband eigent sich nicht um ein versehentlich durchgeschnittenes Netzwerkkabel wieder zu richten. Und siehe da: Die Signalqualität auf dem Paar 3+6 passt nicht.

OK, nicht gut. Und solche Fehler lassen sich leider – im Gegensatz zu Kurzschlüssen oder falsch geklemmten Leitern – auch nicht sinnvoll lokalisieren. Aber vielleicht hab ich ja irgendwo einen Fehler an den Enden gemacht. Also: Ab mit den Dosen, Neue drauf. Nope, weiter 3+6. Stochern wir mal rum, denn die Paare 3+6 und 1+2 sind je nach genutztem Farbkonzept miteinander getauscht. Technisch irrelevent, so lange man beide Seiten gleich macht, aber wenn wir die tauschen … jepp, der Fehler wandert und ist nun auf 1+2. Ich kann also sehr sicher sagen, dass das in diesem Fall grüne Adernpaar einen Fehler hat. Mist.

Vollkabeleingrenzung

Das Kabel ist also kaputt. Eventuell zu stark dran gezogen? Was geknickt? Hilft alles nichts, die Strecke ist für die Tonne. Oder zumindest etwas. Auf halber Strecke liegt eine gut zugängliche Stelle, von der aus es jeweils in viel zu überfüllten Kabelführungen verschwindet. Zum Verteiler kann man mit etwas Angeln vielleicht noch was werfen, zur Endgerät bin ich mir nicht sicher, ob die bröckelnden Leerrohre einen Kabeltausch noch überleben. Augen zu, durchgeknipst und in Richtung Verteiler eine Buchse draufgesetzt.

Bingo! Da ist der Fehler! Ärgerlich, aber machbar. Wobei es mich ehrlich gesagt wundert, denn die Rolle stand beim Zeihen am Verteiler, diese Strecke wurde also am wenigsten Belastet. Aber immerhin heißt das ja, dass die andere Richtung OK ist. Oder? ODER?

Was zum.

Zwei Richtungen, beide Fehlerhaft. Langsam Zweifel ich an meinem Verstand. Zur Sicherheit mal eine andere Strecke im Gebäude gemessen – ja, das Messgerät kann auch Haken verteilen. Also muss da wirklich was kaputt sein. Aber wie? Einen Kabelbruch lass ich mir ja gefallen, aber zwei? Je auf dem gleichen Aderpaar? Während die Anderen jeweils nicht betroffen sind? I doubt it.

Die Rolle steht noch am Verteiler, also werfen wir mal einen Blick auf das Etikett.

CAT6. S/FTP. PiMF. Soweit gut. Das CCA macht zwar ein paar Falten auf der Stirn, aber auf so kurzer Strecke? Meh, sollte trotzdem funktionieren. Andererseits gehen mir auch die Ideen aus. Schnell den Rest von der Rolle geschnappt und einfach mal Buchsen drauf – außer Abrollen hat das also keine mechanische Belastung gesehen. WOLLT IHR MICH VERSCHEIẞERN? Auch das frische Stück Kabel direkt von der Rolle hat auf dem selben Aderpaar einen Fehler.

Ob das jetzt ein Herstellfehler oder Altersschwäche ist kann ich nicht mehr nachvollziehen. Die Rolle lag knapp 6 Jahre in der Ecke. Vermutlich ist es mir bisher nicht aufgefallen, da ich diese nur für Steuerungen genutzt habe, die weniger Anspruchsvoll sind. Tatsächlich habe ich beim Prüfen der Logs aber feststellen können, dass eine 1-Wire-Strecke mit diesem Kabel gebaut wurde, welche tatsächlich schon in der Vergangenheit durch hohe Fehlerraten auffällig geworden ist. Da die Anlage in der Nähe von elektrischen Großverbrauchern ist, hatte ich die Fehler immer darauf geschoben, aber es ist tatsächlich auch bei der installation genau dieses Aderpaar betroffen.

Nun darf ich also die komplette Strecke einmal neu ziehen. Oder es zumindest versuchen. Diesmal wird die Rolle aber vorab getestet, denn offenbar kann man sich nicht mal drauf verlassen, dass ein Kabel funktionsfähig auf einer Rolle ist.

BitBastelei #655 – Rohrinstallationen mit Kupfer

BitBastelei #655 - Rohrinstallationen mit Kupfer

(4 GB) 38:21

2025-08-03 10:00 🛈

Als Abwechslung zur Datenautobahn geht es heute dann mal um die Wasserautobahn. An ein paar Stellen möchte ich irgendwann™ mal Änderungen an Heizung und Regenwasserinstallationen durchführen. Auf dem Papier klingt das gut, bevor ich mich da dran wage teste ich das ganze aber lieber „trocken“ auf der Werkbank um mal zu schauen, wie schwer das ganze ist. Fassen wir mal zusammen was es gibt, was ich bei meinen Versuchen gelernt habe und wie meine Erfolgsquote war.

Inhalt

  • 00:00 Vorwort
  • 02:52 Materialien
  • 06:50 Rohrgrößen
  • 08:21 Kontaktkorrosion
  • 10:14 Rohre trennen (Übersicht)
  • 13:04 Rohre verbinden (Übersicht)
  • 20:36 Trennen: Säge
  • 21:29 Trennen: Rohrschneider
  • 23:15 Verbinden: Klemmfitting
  • 25:42 Verbinden: Pressfitting
  • 28:11 Verbinden: Wiederholungen
  • 30:24 Drucktest: Hauswasserwerk (3 Bar)
  • 34:36 Drucktest: Abdrückpumpe (10 Bar)
  • 35:32 Fazit

Fehler und Ergänzungen

  • –:– Alle Installationen sind auf der Werkbank oder in getrennten Netzen. Installationen in Trinkwassernetzen dürfen nicht selbst durchgeführt werden
  • –:– Bitte beachtet die Kommentare für Hinweise zu Dingen, die ich falsch gemacht habe
  • 01:28 …oder z.B. bei der Dusche als Aerosol einatmen können…
  • 22:47 Wobei es noch immer schneller als die Säge war

Transparenz

Alle Werkzeuge wurden selbst gekauft und bezahlt.

Linux: Volle Speicher analysieren und „verlorenen“ Platz wiederfinden

No space left on device

Wer diese Nachricht sieht hat meist etwas Arbeit vor sich. Aber was, wenn der Speicher eigentlich gar nicht so voll sein sollte? Nun, dann muss man auf die Jagd gehen.

Vorab: Ich werde mich hier auf Befehle für die Kommandozeile beschränken, da sich diese sowohl auf Desktop-Rechnern mit GUI als auch Servern nutzen lassen. Auch gehe ich von einem „einfachen“ Dateisystem ohne Kompression, Snapshots oder Subvolumes aus.

Fall 1: Es ist voll – Belegung analysieren.

Die einfachste Variante: Irgendwas belegt tatsächlich den Platz. Dies ist der Fall, wenn die Ausgabe von du -shx / bzw. du -shx /dein/ordner tatsächlich etwa dem „Used“-Wert aus df -h / bzw. df -h /dein/ordner entspricht.

Für diesen Fall gibt es viele Tools, welche bei der Analyse helfen können, z.B. ncdu, welches sich in fast allen Paket-Managern finden sollte. Mit ncdu -x / bzw. ncdu -x /dein/ordner ermittelt es die Dateigrößen und stellt diese in einer TUI dar. Über die Pfeiltasten kann man zwischen den Dateien und Ordnern wechseln, mit Enter kommt man in den Order bzw. bei .. wieder zurück und mit d kann man die Datei direkt löschen.

Fall 2: Es ist noch voll – Gelöschte Dateien

Wenn der Usage-Wert aus df größer als jener aus du ist, dann können gelöschte Dateien im Spiel sein. Zumindest, wenn diese noch geöffnet ist. Nehmen wir ein Beispiel: Wir haben eine 4GB ISO-Datei im Ordner, diese binden wir in eine VM ein. Etwas später stellen wir Fest, dass wir die Datei ja eigentlich nicht mehr brauchen und löschen sie aus dem Ordner. Nun sollte man erwarten, dass im Ordner wieder 4GB frei sind, oder? Sind sie nicht, denn wir haben die ISO ja noch in der VM eingebunden, daher hat Linux nur vorgemerkt, dass die Datei gelöscht werden soll, gibt den Speicher aber erst wieder frei, wenn diese nirgendwo mehr in Verwendung ist. Ähnliches kann auch beim Überschreiben auftreten, da Linux die vorherige Version verfügbar hält, so lange diese von einem Prozess genutzt wird.

Die einfachste Möglichkeit solche Situationen zu beheben ist der Holzhammer: Ein Reboot beendet alle Prozesse, entsprechend ist auch nichts mehr geöffnet und alles Markierte verschwindet tatsächlich. Wer etwas feinfühliger sein möchte kann schauen, welcher Prozess derzeit bereits gelöschte Dateien verwendet. Die volle Liste gibt es mit . Etwas übersichtlicher macht es der Befehl *lufthol*

lsof | grep deleted | awk '{if ($7 > sizes[$9]) {sizes[$9] = $7; cmd = "ps -o comm= -p " $2; cmd | getline name; close(cmd); names[$9] = name; pids[$9] = $2}} END {for (file in sizes) print sizes[file], names[file], pids[file], file}' | sort -nr | numfmt --to=iec

Dieser Zeigt jede gelöschte, aber noch geöffnete Datei 1×, die Größten finden sich ganz oben in der Ausgabe. Hier sind ggf. auch andere Speicherbereiche wie memfs oder /dev/shm/… mit aufgelistet, welche für die Dateisysteme nicht relevant sind.

Hier hat z.B. ein qemu-Prozess mit der PID 32387 einen für uns nicht relevanten memfd mit 32 Gigabyte. Ein systemd-Teil mit der PID 2448 hält wiederum 13MB durch die Datei /usr/lib/udev/hwdb.bin in Beschlag, welche zwischenzeitlich überschrieben wurden. Mit diesen Informationen kann man die zugehörige Software dann gezielt beenden bzw. neu starten um den Speicher wieder freizugeben.

Fall 3: Es ist doch voll – Mount in vollem Ordner

Ein etwas anderer Fall, bei dem sich df und du unterscheiden, kann auftreten, wenn man mit mehreren Partitionen oder Datenträgern arbeitet. Auch hier wieder ein Beispiel: Wir haben eine Festplatte mit installiertem Linux. Unter /mnt/iso/ speichern wir jetzt 5 verschiedene Linux-ISOs mit je ca. 2GB, belegen also 10GB. Nun merken wir, dass wir mehr Platz benötigen, bereiten eine zusätzliche Festplatte vor und hängen diese unter /mnt/iso/ ein. Nun sind die ursprünglichen Dateien ja noch unter /mnt/iso/ gespeichert, da dort aber ein anderes Dateisystem eingehangen ist, wird der Pfad bei du (oder auch ncdu) ignoriert. Ähnliches habe ich auch häufiger bei der Verwendung mäßig stabiler Software wie Docker entdeckt – dies „vergisst“ bei einigen Container-Neustarts einige mounts mitzunehmen und schreibt die Daten dann nicht auf die Datenpartition, sondern, für das Hostsystem erst mal unsichtbar, auf den Datenspeicher des Root-Dateisystems. Um dies zu analysieren verwende ich gerne einen bind-mount, diese nehmen keine anderen Dateisysteme mit und schaffen so eine Stelle, um mit ncdu das komplette Dateisystem zu erfassen.

mkdir /tmp/bind
mount -o bind / /tmp/bind
ncdu -x /tmp/bind
# Nachdem man fertig ist
umount /tmp/bind
rmdir /tmp/bind

Fall 4: Es ist voll kaputt – Dateisystemfehler

Natürlich kann es auch immer mal vorkommen, dass das Dateisystem tatsächlich einen Fehler hat und daher den freien Speicher falsch berechnet. Hier hilft dann oft (vorzugsweise von einem Live-System) die jeweiligen Scan- und Reparaturtools zu starten. Meist sollte ein fsck /dev/yourdevice das passende Programm auswählen.

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