Das wars – Rock am Ring 2011 ist vorbei, ich hab meinen üblichen Sonnenbrand und bin wieder wach genug um alles mal zu Text zu bringen und etwas über die Organisatoren her zu ziehen. Bereits in der Woche vor RaR gingen die Einkäufe los – nach jetzt 5 Ring-Besuchen ist mein Plan langsam ausgereift – Dosenfraß, 1L-Tetrapacks und wieder mal eine stärkere Sonnencreme – das übliche halt. Zudem mal im Freundeskreis rundgefragt, wer denn nun mit Zeltet. Am Ende stand ich alleine, die 30 Minuten Fahrzeit verleiten offenbar viele dazu Heimpenner zu werden und den Spaß am Zeltplatz zu verpassen. Zugegeben: Freiwillig verzichtete keiner, alle wurden durch diverse Einflüsse von Außen vom Zelten abgehalten. Die Absprache kostete natürlich Zeit und eins geriet etwas in den Vergessenheit: Die Zeltnachbarn der letzten 2 Jahre. Dienstags, also einen Tag vor der Zeltplatzöffnung also mal auf gut Glück eine SMS an die gespeicherte Nummer geschickt. *Bing* Treffer, kurz drauf war klar, dass viele der bekannten Ringgesichter wieder auf dem Stammzeltplatz A5 aufschlagen wollen. Kurzer Zeitabgleich: Möglichst früh.
Dienstag Abend dann ein nicht ganz so erwünschter Tweet: Die ersten Fotos von A5 tauchten auf – wird denn da schon offen sein? Die Zufahrtsstraßen waren laut Webcams noch frei, also spekulieren wir mal, dass selbst wenn der Zeltplatz Besucher einlassen würde Mittwochs noch genug Platz frei wäre. Nacht. Am nächsten Morgen gegen 8:00 dann die Info, dass eine größere Gruppe von der holländischen Grenze jetzt unterwegs ist und die Zeltplätze sichert. Mehr Leute tragen schneller, also mach ich mich auch fertig. Wieder Zeitabgleich: OK, in ner halben Stunde fahr ich.
Mittwoch, 9:00, Parkplatz A2 – ein kurzer Ruf zum Ordner – ja, Einfahrt möglich. Aufkleber gibts nicht – erst beim Rausfahren dieses Jahr. Na dann. Ich parke ca. 20 Autobreiten vom Eingang entfernt. Nach mehreren Versuchen lässt das Handynetz meinen Anruf zu. Einige Absprachen später stellt sich raus, dass sie kurz vor mir angefahren sind und nur ein paar Meter weiter stehen – geübtes Timing, im letzten Jahr waren wir auch fast gleichzeitig da. Der erste Gang über den Zeltplatz: Schon einiges los, aber auch viele Freiflächen. Genau an der Beschilderung für A5B und der Wegteilung finden wir ein neues Zuhause, welches genügend Platz für Alle bieten sollte. Nebenan hatte sich bereits Camper aus der bei mir nahe gelegenen Stadt Mülheim-Kärlich prominent mit Ortsschild niedergelassen. Mit Flatterband bewaffnet wird das etwa nötige Areal abgesteckt – und gleich die erste Meinungsverschiedenheit mit den Organisatoren ausgelöst: Flatterband wäre dieses Jahr verboten. Ohne Worte… Einen offenbar erlaubten Holzzaun haben wir grade nicht greifbar, also Arbeitsteilung: Einer verscheucht Platzdiebe und der Rest schafft die Zelte herbei. Langsam aber sicher entstehen Pavillon und Zelte und die ersten Getränke können ausgepackt werden. Kurz danach taucht dann auch der Grill auf und auf dem Weg starten die ersten Flunkyball-Runden. Zwischendurch hole ich mir mein Bändchen ab.
Band-WTF: Statt der Metallplombe, welche bisher mit einer einfachen Zange angebracht wurde sind nun hochtechnisierte Geräte am Werk, welches das deutlich breitere Bändchen mit etwas Kleber und Hitze verschweißen. Ob das so sinnvoll ist? Die Klebstelle ist schnell zu öffnen und mit Sekundenkleber oder gar Nähzeug ebenso schnell neu Fixiert – ein Traum für Fälscher und Band-Tauscher und schlechtes Bauchgefühl für mich, denn wirklich vertrauen tue ich der Befestigung nicht.
Der Tag zieht ins Land, Abends kommt ein weiterer Part unserer Zelttruppe aus Bayern angereist. Diese haben nicht mehr so viel Parkglück und landen auf A1 was entsprechend weite Wege bedeutet. Während dem Abendessen muss ich dann erkennen, dass ich entweder zu viel Twitter oder die Akkuleistung meines Handys unter aller Sau ist – Akku leer. Zum Glück haben wir inzwischen ein Stromaggregat welches mehr oder weniger erfolgreich als Handylader dienen kann. Auch die Deko wurde inzwischen angebracht: Unser Pavillon ist nun offiziell Part von Maaskantje und die Holländer laufen mit Perücke und Bart ausgestattet durch die Gegend. Über den Herrn am Schild lass ich mich besser nicht aus. Am Zaun, welcher in Sichtweite ist, hat sich eine Regelrechte Wildtoilette eingerichtet – nicht zu verdenken, denn auf dem Platz sind weniger Dixies als sonst verteilt (oder sie sind alle an wenigen Orten konzentiert).
Donnerstag. Die gefürchtete erste Nacht ist überstanden, nicht ganz so gemütlich, über die Nacht musste ich mir immer wieder neue wärmende Deckschichten erschließen – wie sich später herausstellt ging es Anderen ebenso. Weitere Personen der Gruppe reisen an und es wird vom Auto zu den Zelten gepilgert. Moment mal. Was uns gerade auffällt: Am Eingang der Zeltplätze findet praktisch keine Kontrolle statt. In den letzten Jahren musste man sich noch mit Band oder Eintrittskarte „ausweisen“. Entsprechend wenig überraschend, dass viele nicht Festival-Besucher trotzdem als Anhng mit anreisen und sich auf den Campingplätzen zum Feiern niederlassen. Zwischendurch dann etwas Hektik – einige Minuten nach einem vermuteten Feuerwerkskörper stolperte eine völlig aufgelöste junge Frau über den Weg. Nachdem Besucher und Ordner sie wieder etwas beruhigen konnten stellte sich heraus, dass ein Gaskocher explodiert war. Eine größere Anzahl Rettungswagen und Notärzte konnten die 7 verletzten schnell versorgen, soweit wir mitbekommen haben wurde bei diesem Unfall zum Glück keiner lebensgefährlich verletzt.
Freitag, Der Tag zieht ins Haus und das Internet zeigt wieder seine Stärke: Durch Bekannte hatte ich gehört, dass in meinem Heimatort die Feuerwehr unterwegs wäre. Mein Server ists mal nicht, der reagierte gerade noch, aber da es sich offenbar um einen größeren Einsatz handeln soll höre ich doch mal nach. Auf meine Frage bei Twitter konnte ich schnell in Erfahrung bringen was vorgefallen ist – irgendwas mit einer Lagerhalle am Ortsrand, Sensationsgier gestillt, den Rest können dann Pressemeldung der Polizei oder die Lokalzeitungen mitteilen. Unser Parkplatzschild wurde von vielen Vorbeigehenden nun zur Müllhalde umfunktioniert. Da ich am nächsten Sitze bekomme ich die Laune des aktuell eingeteilten Ordners direkt bei drei Vorbeigängen verbal zu spüren. Natürlich müll ich den Platz neben meinem Zelt selber zu, riecht ja so toll, ne? Nachdem ich letztendlich genervt zu meinem Zelt wandere und ihm meinen schon halbwegs gefüllten Müllbeutel vorzeige zog er dann murrend weiter in den Feierabend. Besser drauf waren die Fahrer eines Chemietoiletten-Trucks: Nachdem ein Spaßvogel sich auf den Weg stellte und ihre Frontscheibe mit einer Wasserpistole „attackierte“ sprangen sie aus dem Fahrzeug und schnappten sich im Laufschritt ihre XXL-Wasserpistole aka. Desinfektionskanone – vor dem dummen Gesicht des flüchtenden Wasserterroristen und unter Gelächter und Beifall der umliegenden Camper setzten sie ihre Fahrt fort – in einem Wort könnte man das als Owned verpacken. Am Nachmittag mache ich mich dann aufs Festivalgelände – wo ist denn der Eingang? Ach ich bin schon durch?! Keine Bandkontrolle, keine Körperkontrolle, nichts – gar nichts.
Offenbar haben das auch andere gemerkt: So viele Dosen, Glasflaschen und Pyrotechnik habe ich in den letzten Jahren noch nicht gesehen. Immerhin blieb alles ruhig. Besonderes Lob geht dabei an die Security der Wellenbrecher vor der Centerstage – diese haben die behördlichen Besucherzahlen gut im Blick gehabt, freundlich Fragen beantwortet, die Massen per Schlauch mit Trinkwasser versorgt und Störenfriede gezielt herausgeangelt und vom Gelände entfernt. Für mich war an diesem Tag nicht wirklich was dabei, daher einfach mal über das Gelände gepilgert und hier und da geschaut. Bei der Rücktour dann noch kurz am Merchandise vorbei – WTF? Ein neuer Subunternehmer hat hier seinen Posten bezogen, die Preise angehoben und offenbar keine Ahnung von Organisation. Viele Merchandise-Stände waren geschlossen oder schon weit vor den Headlinern ausverkauft. Freitags. Qualitativ sahen die Textilien ebenfalls nicht so gut aus, wie zuvor. Beim Essen und Trinken das bekannte Bild: Viel zu teuer – 3€ für ein Wasser? Hallo? Mülleimer sind offenbar auch nicht mehr vorhanden und Verpflegung in den Wellenbrechern vor der Centerstage ist dem Veranstalter ebenfalls ein Fremdwort.
Samstag, der Pavillon gibt nach – wie üblich. Mit den Metallstreben bereits zusammengebrochener Campingstühle und dem Allheilmittel Klebeband bewaffnet ist die Kontruktion schnell wieder aufgerichtet. Später gehts wieder mal auf das Gelände, heute etwas früher, denn die Alterna lockt. Kurz vor dem Aufbruch noch ein Blick in mehere Wetterportale – eventuell etwas regen, aber unter 0.1mm/m², da lohnt die Regenjacke nicht. Am Eingang steht ein Security-Mitarbeiter – „Haben sie Waffen?“. Das auf der Zunge liegende „Selbstverständlich!“ schnell entsorgt und doch lieber mit „Nein“ geantwortet – ich komme von diesem Blödsinn doch etwas irritiert aufs Gelände. Kein Band, keine weitere Kontrolle. Einige aus unserer Gruppe erhalten eine intensivere Prüfung: Der Deckel vom Tetrapack muss ab – damit könne man ja auf die Bands werfen. Der Inhalt der Tasche ist für sowas natürlich undenkbar und wird nicht kontrolliert m(. Gegen Abend zeigt sich dann, dass man Wetterberichten für RaR grundsätzlich nicht vertrauen kann: Ein schweres Gewitter zieht auf und duscht sämtliche Ringrocker ohne Gnade. Selbst die Abflüsse der Strecke kapitulieren, das Wasser läuft aus der Kanalisation wieder auf die Strecke. Auch müssen wir feststellen: Ein Blitzeinschlag in die Blitzableiter des nahegelegenen Boxengebäudes macht schon etwas krach, aber die Besucher quittierten das nur mit Applaus für Petrus, unser Bass ist ohnehin lauter. Getreu dem Motto „ein Ringrocker kennt kein schlechtes Wetter“ warte ich ab – der Heimweg würde auch nicht viel bringen, denn mehr als nass kann ich auch nicht mehr werden. Nach Ko?n hatte sich nicht nur das Unwetter sondern auch viele Besucher verzogen. Survival of the fittest und so. Nachdem der Ring-Überlebens-Cappu ausgewrungen war konnte das quasi-Privatkonzert mit Rob Zombie dann starten.
Sonntag, es ist leichter Regen gemeldet, gegen Nacht dann Gewitter. Kurzer Prozess: Ich fahre nachts heim, eine Nacht bei Gewitter trau ich dem Zelt dichtheitstechnisch ohne weitere Pflege nicht mehr zu, also schon mal selbiges abbauen. Nach kurzer Überlegung dann statt Duschzeug die Regensachen für das Gelände Fertig gemacht – ein Ringrocker duscht schließlich nicht ;). Plan war recht Simpel: Centerstage, vorne. Ganz so einfach gestaltet sich das dann nicht, denn die Beschilderung für die vorderen Zonen war irgendwie für den Hintern. Was nun der Eingang für A oder B ist erfährt man nur durch Fragen. Loben muss ich hier die Beatsteaks – nicht unbedingt meine Musik, aber man konnte sehen, dass die Jungs viel Spaß an dem haben, was sich machen und sowas schlägt sich auch in der Begeisterung des Publikums nieder. Zum Abschluss dann noch meine Dosis In Extremo abgeholt und los zum Auto. Auf dem Weg deutete sich schon Böses an: Unterm Hauteingang war schon Stau. Am Parkplatz angekommen einen sehr freundlichen Ordner erwischt, welcher – wenn ich richtig tippe – aus einem Nachbarort war. Die Aubobahn wär dicht, daher dürfte momentan keiner Raus, aber die Polizei würde in Kürze über die Landstraße umleiten und dann ginge es auch hier im Reißverschlusssystem weiter. Also angestellt und nach 20 Minuten war ich auf der Strecke – nicht schlecht, letztes Jahr stand ich über eine Stunde. Die „Umleitung“ war mir prinzipiell egal – ich fahr ohnehin Landstraße, die Endet nahezu bei mir vor der Haustür. Exakt da wo Dusche, Essen und Bett warten. 358 Tage jedenfalls, dann heißt es Vermutlich wieder „auf zum Ring“.
Jetzt geht erst mal das Foto-Zusammensuch-Chaos los, vielleicht bekomm ich ja auch mal die fehlenden von ’09 und ’10 zugeschickt *hust*