Rock am Ring ist vorbei – und damit das erste große Festival für den diesjährigen Marathon. Los ging es für mich wie üblich Mittwochs kurz vor Mittag um passend zur (offiziellen) Öffnung der Park- und Zeltplätze vor der Einfahrt zu stehen. Bisher ging das immer gut und hat mir staufrei meinen Parkplatz auf A2 gesichert, dieses Jahr wurden die A-Flächen jedoch – vermutlich auf Grund des GreenCamping-Chaos – nach Angaben der anderen Mitzelter bereits früher geöffnet, daher musste ich mich mit dem auch schon zu 1/3 belegten A1 begnügen – gibt schlimmeres. Auch an der Bandausgabe war nicht viel los und so gab es nach wenigen Minuten das aus dem letzten Jahr bekannte, breitere Stoffband mit Schweißstelle. Farblich hat man sich offenbar zum Großteil darauf beschränkt das letztjährige Motiv zu invertieren. Mit meinem Band hatte ich dann auch weniger Spaß als die Leute, welche bereits gegen 8 Uhr angereist waren: Diese durften gegen vorzeigen des Tickets auf den Zeltplatz und begannen wie üblich mit dem Aufbau – nach 2-3 Touren entschied die Security jedoch, dass die Karte nicht ausreichen würde und man ein Bändchen brauchen würde – dummerweise war zu der Zeit noch keine Ausgabe geöffnet, so musste der Tragetrupp einige Stunden vor den Toren des Zeltplatzes warten.
Allgemein wurde die Security auf dem Zeltplatz merklich verschärft – selbst an den Schleichwegen durch den Wald zwischen A1 und A5 standen nun Ordner und Kontrollierten fleißig Bändchen und Tascheninhalte. Hier gingen dann auch bei meiner Truppe die Diskussionen los: Man durfte weder Benzinkanister zum nachfüllen der Stromaggregate noch Bleiakkumulatoren mit auf den Zeltplatz nehmen – HALLO?! Ja, man kann damit Blödsinn bauen, aber das kann man mit so ziemlich jedem Werkzeug. Bei den heutigen Benzinpreisen wird kaum jemand den teuren Tropfen als Grill- oder Zeltanzünder missbrauchen. Auch das verbot der Bleiakkus stößt mir etwas auf – die mögen zwar nicht grade Umweltschonend sein, aber ein Bleiakku, welchen ich danach definitiv wieder mitnehme, ist sicher eine bessere Variante als Rucksackweise Einwegbatterien mit zu schleppen. In der heutigen Zeit haben die meisten Personen nun mal viel Elektrogeräte dabei und so lange der Veranstalter keine eigene flächendeckende Stromversorgung bieten kann (was aber offenbar immer mehr kommt) soll er uns Zeltplatzbewohnern wenigstens unsere mobilen Stromquellen als Fünkchen Zivilisation übrig lassen.
Aber genug aufgeregt – auf dem Zeltplatz haben unsere letztjährigen Nachbarn uns dankenswerterweise ein Plätzchen freigehalten, sodass die Truppe, welche nach und nach aus Rheinland, Westfalen und Bayern eintrudelte, ein gemütliches Plätzchen fand. Apropos Nachbarn: Diese waren mit 2 Kühlschränken, Backofen, PC, Musikanlage und Beleuchtungsanlage in ihrem ~6x2m-Pavillon bestens ausgestattet, wie auch nach Besuch des SWR im TV zu sehen war. Allgemein war es auf dem Zeltplatz vergleichsweise ruhig – zwar flogen wie gewohnt eine Menge schräger Vögel über das Gelände, aber vor allem die Beschallung war mager – vermutlich scheuten die Hobby-DJs es ständig ihr Aggregat zum Tanken ans Auto tragen zu müssen. Schade um die Atmosphäre, daher ging es dann auch früh ins Zelt um zu Schlafen und ab und an fallenden Nachbarn durch die Zeltwand in den Allerwertesten zu treten.
Donnerstags ging es dann zur Ringrocker Warm-Up-Party – da einer meiner Freunde großer „Eskimo Callboy“-Fan ist führte da kein Weg dran vorbei. Beschilderung fehlanzeige, aber da wir aus der Ecke kamen und die Eventarea daher bereits von Konzerten außerhalb des RAR-Spektakels kannten war die grobe Richtung schon mal klar – im Zweifelsfall helfen einem die Ordner weiter, die wie jedes Jahr zu einem sehr großen Teil sichtlich Spaß an ihrem Job hatten und freundlich weiterhalfen und sich für den ein oder anderen Spaß nicht zu schade waren. Die Warm-Up-Party hatte – wie erwartet – keine RAR-Ausmaße, allerdings habe ich die Evnetarea bisher nicht so voll erlebt. Die erste Band, „Das Pack“ aus Hamburg, sorgte dann auch schnell für die nötige Stimmung und übertraf meine Erwartungen. Eskimo Callboy lieferten wieder einmal eine solide Show ab, die darauf folgende Ska-Band Russkaja war für keinen meiner Truppe die Richtige Musikrichtung. Also zurück zum Zeltplatz – und wieder einmal durch die Securityschlange.
T-0 – Freitag, auf zum Gelände. Haupteingang. Warteschlange. Durchwinken. Fertig. Das verschärfen der Security scheint sich echt auf die Zeltplätze beschränkt zu haben – zum Glück, denn das „Tetragate“ im letzten Jahr ging doch einigen auf den Senkel (Zur Erklärung: Am Ersten Tag mussten 2011 die Deckel der Tetrapacks entsorgt werden, da diese ja als Wurfgeschoss genutzt werden könnten…). Die Bands des Tages lieferten soweit alle eine gelungene Show ab. An der Alterna konnte vor allem Lamb of God – wie schon bei ihrem letzten Auftritt – eine sehr gute Figur machen. Auf der Centerstage spielten zum Tagesabschluss Linkin Park einen gelungenen Mix aus alten und neuen Songs und konnten so – ja, steinigt mich – bei mir punkten. Als Late-Night-Special stellte sich Marilyn Manson auf die Bühne – und schaffte das, was auch beim letzten Auftritt gelang: Die Show war so schlecht, dass ich früher verschwand.
Samstag ist Ruhetag. Für mich jedenfalls. Nur wenige Bands standen auf meinem Zettel, so ging es erst nach einigen Runden Looping Louie auf dem Zeltplatz überhaupt in Richtung Gelände. Alles gesehene war solide, der zum Ende des Tages angekreidete Skrillex konnte bei mir aber keine wirkliche Laune heben. Auch, wenn ich die Musik ab und an höre sehe ich keine große Kunst darin auf einer Bühne alle paar Sekunden mal einen anderen Play-Button zu hämmern. Sowas muss ich nicht Live sehen.
Sonntag dann der Abschluss – für mich mit einem Dauerbesuch an der Centerstage. Murphys und Offspring wie erwartet gut, die Hosen hatte ich schraffiert – da es nicht gerade meine Musikrichtung ist war ein Wechsel zu AILD auf der Club-Stage im Sinn, aber da Publikum und Band so eine Laune machte erübrigte sich die Idee. Da es noch weniger als Hosen meinen Musikgeschmack trifft erübrigte sich Deichkind selbstredend und ersparte mir so den meisten Stau auf der Heimfahrt, die nach Passage der Autobahnabfahrt wie gewohnt ohne wirklichen Verkehr über die Dörfer der Eifel führte.
Während des ganzen Festivals durfte das Festivalwetter natürlich nicht fehlen, also Sonne mit ab und an heftigen Schauern um die typische Kombination aus Sonnenbrand und Erkältung zu erreichen – Ring halt.