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eGK Runde 3 – jetzt kommt die härtere Gangart?

Puh – über ein Jahr war Ruhe, nach meinem 3-Seiten-Fragebogen aus dem Juli 2012 kam nichts mehr zum Thema eGK bei mir an. Vor einigen Tagen dann doch wieder Post der Krankenkasse, welche in ihrer Formulierung in meinem Augen schon langsam in Richtung Nötigung geht. Hier der Text:

Ihre bisherige Krankenversicherungskarte wird durch die neue elektronische Gesundheitskarte abgelöst. Im kommenden Jahr brauchen Sie eine elektronische Gesundheitskarte, um in Kliniken und Arztpraxen behandelt werden zu können. Da die neue Karte ein Foto zeigt, möchten wir heute erneut daran erinnern, dass wir Ihre Mithilfe brauchen.

Bitte schicken Sie uns so schnell wie möglich Ihr Foto zu*. Das können Sie mit dem beigefügten Vordruck per Post machen, per MMS** oder via Internet. Auf dem Vordruck finden Sie Tipps hierzu.

…und wieder einmal heißt es „Profis am Werk“ – wie auch zuvor fällt an dieser Stelle die Argumentation bezüglich erhöhter Sicherheit zusammen: Wie soll ein Foto die Sicherheit erhöhen, wenn man nicht prüft, ob tatsächlich der Versicherte abgebildet ist? (OK, immerhin wurde das Trollface eines Kollegen nach einigen Tagen abgelehnt) Viel besser, wir übertragen es auch gleich noch über unsichere Medien und nutzen leicht zugängliche Daten zur Identifikation! Die BoschBKK geht laut Beitrag im Heise-Forum sogar noch einen Schritt weiter und überträgt die gesammelten Daten unverschlüsselt übers Netz.

Warum ist die Gesundheitskarte so wichtig? Ihre bisherige Versichertenkarte verliert ab dem 01.01.2014 ihre Gültigkeit. Sie kann in 2014 von Ärzten, Therapeuten und Kliniken nicht mehr akzeptiert werden. Auch Karten mit einem Gültigkeitsdatum über das Jahr 2013 hinaus verlieren ihre Gültigkeit. Wir möchten Sie vor den damit verbundenen Unannehmlichkeiten bewahren. Des halb ist es uns so wichtig Sie rechtzeitig zu informieren.

Bedauerlich, dass die rechtliche Grundlage nicht genannt wird. Die Kate stellt ja quasi einen Vertrag mit fester Laufzeit dar – den mal einfach einseitig zu Kündigen ist ein interessanter Ansatz. Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg sah sich bereits genötigt die Aussage gegenüber Heise online zurückzuziehen – die alten Karten behielten „im Rahmen einer unbefristeten Übergangsregelung“ ihre Gültigkeit.

Die neue Gesundheitskarte können Sie gleich nach Erhalt, also schon in diesem Jahr, einsetzen.
Sorgen Sie am besten heute noch dafür, dass Sie in Kürze eine neue Versichertenkarte erhalten.

Anekdote am Rande: Viele Ärzte haben die neuen Leser noch nicht in Betrieb und bitten beim Vorzeigen der eGK nochmal mit der alten Karte vorbei zu kommen. Die meisten derzeit ausgelieferten Leser beherrschen zudem nur die erste Version der eGK – Version 2 und 3 sind aber schon unterwegs.

Nunja, die Antwort ging diesmal schnell: Rechtsgrundlage, fehlende Zertifizierung und der Fragenkatalog der letzten Antwort nochmals als Kopie – diesmal wegen der „Dringlichkeit“ aber mit Frist.

EGK-Nachschlag

Eben wurde ich durch einen Tweet des CCC auf einen Beitrag in der SZ aufmerksam, welcher mir sehr bekannte Textblöcke zitierte. Die in meinem letzten Blogpost „angedrohten“

„nicht unerheblichen Eigenanteilen“

belaufen sich laut eines Sprechers der Barmer GEK auf Nachfrage der SZ auf

„mindestens 2,50 und höchstens 40 Euro“

zudem würde nach dem Bundesmantelvertrag der Ärzte auch ein „normaler“ Personalausweis zur Identifizierung genügen. Wer sich für das Thema interessiert sollte sich den Text mal durchlesen – schön zu sehen, was da alles an Dünnpfiff hinter manchen ach so sicheren Fakten steckt…

Meine eGK – Auf geht’s zu Runde 2

Im Mai war das Schriftstück im Briefkasten: Meine Krankenkasse möchte ein Foto für die eGK. „Bitte“ stand dabei. Nun wer mich kennt kann sich meine Meinung zur elektronischen Krankenkarte denken: Zwar mag es Vorteile bringen die Datenbestände zu digitalisieren, aber wie bei so vielen Projekten mit politischem Hintergrund wurde auf konzeptioneller und technischer Seite gewaltig verkackt.

Wir bauen einen gläsernen Patienten
An erster Stelle auf meiner Kritikliste steht die elektronische Krankenakte. Generell hätte ich diese in Form der ursprünglichen Überlegung Vorteile sehen können: Die Akte wird auf dem Speicher der Karte abgelegt und ist mit der PIN des Patienten verknüpft. Mit diesem Konzept erhalte ich als Patient die Kontrolle über meine Akte – ich entscheide wer sie wann sehen kann, so ist es mir z.B. möglich der Urlaubsvertretung meines Hausarztes im Bedarfsfall Zugang zu meiner Krankengeschichte zu geben – praktisch. Doch…

was, wenn jemand die Karte verliert?
Da die Ärzte weiterhin ihre lokalen Krankenakten hätten wäre es durchaus möglich den Datenbestand wiederherzustellen

und in Notfällen?
Einige Institutionen forderten eine Art „Notfall-PIN“, mit der Notaufnahmen o.Ä. auf die Akte zugreifen könnten um Patienten zu versorgen, welche nicht mehr ansprechbar sind. Nun, eine generelle Not-PIN bietet natürlich wieder einiges an Missbrauchspotential – eine PIN ist geheim und was geheim ist findet man früher oder später im Internet. Mein Vorschlag dazu war diese individuelle Notfall-PIN bei vertrauenswürdigen Personen zu hinterlegen (Familie o.Ä.) und die Ansprechpartner auf der Karte zur Verfügung zu stellen. Wir sollten nicht vergessen: Heute haben die Notaufnahmen quasi keinen Zugriff auf die Krankenakten und in Notfällen zählt in erster Linie die Versorgung des Patienten und nicht das suchen nach Versicherungskarten…

aber wen interessierts…
Das Ende des Liedes: Die Krankenakte landet nicht auf der Karte sondern einem zentralen Server. Die Karte enthält nur einen Zugangsschlüssel, welcher es den Ärzten erlaubt per Internet auf die Akte zuzugreifen.

Google Health reloaded?
Wer Internet liest und sich mit Technik auskennt weiß was das heißt: Sicherheit ade. Ich verweise da gerne auf meinen fatalen Zahlendreher vor etwa 8 Jahren: Ich wollte mit einem Freund testen, ob SMB auch über Internet möglich wäre – leider hatte ich die letzten Ziffern der IP versemmelt – Ergebnis: Ich sah trotzdem Shares: „korrespondenz“, „rechnungen“, „krankenakten“. Nun, die Telefonistin der Arztpraxis war offenbar etwas geschockt, als ich sie auf die „kleine“ Lücke hinwies… Heute „schützen“ zwar Router die Netze – bzw. im Falle der eGK ein vorkonfiguriertes Blackbox-VPN-Gateway – aber ob man denen vertrauen möchte?

Apropos Ärzte…
Wenn ich mir z.T. das technische Wissen der Ärzte anschaue muss ich mich doch fragen wie viele Stunden wohl pro Patient zum Abtippen der Daten in „diesen Dreckskasten“ verschwendet werden, welche sicher besser in der Behandlung anderer Patienten angelegt wären. Vor allem wenn man die Usability von anderer staatlicher Software kennt weiß man, dass hier schon das ausfüllen eines Textfeldes Stunden kosten kann…

Da war doch was
Und außerdem: Möchte man immer, dass jeder Arzt alle Daten sieht? Eine zweite Meinung ist ab und an nicht zu unterschätzen – und die wird es kaum geben, wenn der Arzt sieht, dass man die gleiche Untersuchung schon an den letzten beiden Tagen hatte. Ich meine jedem Arzt können bei der Untersuchung Dinge entgehen, Fehler unterlaufen oder er auf Grund seiner Überzeugungen (Streitthema Homöopathie) zu Ergebnissen kommen, welche nicht immer die bestmögliche Behandlung nach sich ziehen.

und wer liest mit
Zudem stellt sich die Frage wer so alles die Krankenakte mitliest. Nicht nur Krankenkassen sondern auch Arbeitgeber oder Marketingagenturen hätten sicherlich Verwendung für die Daten – und was das Argument „wird keinesfalls für andere Zwecke verwendet“ wert ist haben wir ja schon bei den Mautbrücken gesehen…

Elektronische Rezepte
Rezepte sollten in einer späteren Ausbaustufe auch über die Karten laufen. Angenehm, wenn man keine Medikamente bekommt, weil grade Server, Internetverbindung der Apotheke oder einfach nur der Tresencomputer grade Schluckauf hat, oder? Soweit ich erkenne wurde diese Idee aber wegen einer Sicherheitslücke erst mal gekippt…

und in der Zukunft?
Die eGK hat einen Prozessor, die Infrastruktur zentrale Server – und alle lassen sich wie bei den Mautbrücken gesehen um Funktionen erweitern…

Oder um Horst Dreyer, zuständig für Dienste der neuen eGK, zu zitieren:

Im Rahmen eines Herz/Kreislauf-Problems könnten Versicherte verpflichtet werden, regelmäßig Fitnessstudios aufzusuchen und ihre Anwesenheit durch Stecken der Gesundheitskarte zu dokumentieren.

aber der Patient bekommt ja auch was!
Die Rechnung.

Aber zurück zum Thema: „Bitte“ schrieb meine Krankenkasse – meine gekürzte Antwort: „Nein, Danke“. Meine aktuelle Karte ist noch ein paar Jahre gültig, ich habe also keinen Bedarf an Neuware. Mein Schreiben ging Ende Mai raus, die Antwort folgte erst Heute: Ein dreiseitiges Infoschreiben des Bezirksgeschäftsführers ist klar…OK, die Unterschrift ist tatsächlich nicht nur aufgedruckt…, ein Ersatz-Kartenantrag und ein (unfrankierter) Rücksendeumschlag. Man Freue sich auf den Dialog mit mir (da sag ich nicht nein) – dahinter klebte ein weiterer fertiger Textblock, welcher zwischen „ist doch ganz toll“ und „wir sind ja nicht Schuld“ schwankt. Zu guter letzt gibt es den Hinweis auf drohende Kosten und einen Block, welchen ich mit „ersparen sie uns doch bitte die Arbeit“ übersetzen würde. Der komplette Brief ist am Ende des Posts angehangen.

Nunja, wenn man sich das durchliest wird man eine Menge Ansatzpunkte für die offenbar freudig erwartete Diskussion – und die nahm ich natürlich mit Freude an und habe kurz einige der Punkte angekreidet (z.B. Sicherheit wegen der anfälligen Kartenleser und dem erst kürzlich aufgetretenen PIN-Fail). Mal schauen was dann nächsten Monat als Antwort eintrudelt…

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