…kommt mal wieder auf den Boden der Tatsachen. Ja, wir wissen es langsam: Die Apple-Ziegelsteine zeichnen Standorte der Nutzer auf und schicken diesen an Apple. Im Netz bildeten sich schnell die zwei üblichen Lager: Die Gruppe, die das ganze zum Weltuntergang hochstilisieren und die Gruppe der Fanboys, die Kritik an ihrem Gerät nicht zulassen können.
Erst mal sollten wir eins festhalten: Diese Erkenntnis ist nicht wirklich neu: Schon letzten Sommer ging das ganze durch die Medien – nur war das Interesse offenbar zu gering. Wer jetzt meint sich groß über diese Tatsache aufzuregen sollte sich mal an die eigene Nase fassen und überdenken, warum er erst jetzt davon Kenntnis erlangt.
Auf der zweiten Seite finden sich immer mehr Leute, die versuchen das Problem aus der Welt zu reden: Telefone müssten ja technisch bedingt immer geortet werden, man würde mit den aktuellen „Social Media“-Diensten mehr Standortdaten preis geben und andere Hersteller würden ebenfalls diese Daten sammeln.
Zur Technik muss ich mit einem klaren „jein“ antworten: Zwar müssen die Netzbetreiber wissen in welcher Funkzelle sich das Handy befindet, die angekreideten Daten gehen aber weit über die technische Notwendigkeit hinaus. Eine Funkzelle hat meist mehrere hundert Meter Umfang, die hier zur Diskussion stehenden Daten enthalten aber neben dieser Zelle auch Informationen aus GPS-Signalen und eine Liste nahe gelegener WLAN-Sendestationen, damit ist der Standort auf wenige Meter bestimmbar.
Das Social-Media-Argument würde ich hier als irrelevant einstufen: Natürlich veröffentlicht man über 4Square, Latitude & Co wesentlich genauere Daten an eine große Nutzerbasis, allerdings freiwillig – man selbst kann entscheiden wann man seinen Standort preis gibt.
Korrekt ist die Aussage, dass auch andere Geräte diese Daten sammeln. Vor allem Google hat diese Technik bereits vor Apple großflächig angewendet: Telefone mit Android und viele Windows-Geräte des Herstellers HTC erheben und nutzen einen ähnlichen Datenbestand. Der Unterschied zu Apple: Die Daten werden nicht über einen Längeren Zeitraum auf dem Gerät gespeichert, zudem war – auf meinen Geräten – die Sammelfunktion standardmäßig abgeschaltet bzw. man musste bei der Einrichtung bestätigen, dass man diese Nutzen möchte. Aber auch, wenn es alle machen: Wird dadurch das Risiko geringer?
Warum die Daten? Für den Nutzer bringt die Aufzeichnung in erster Linie mehr Komfort: Über die so erstellten Datenbanken kann das Gerät schneller, stromsparender und genauer seine Position bestimmen und so z.B. Standortrelevante Suchergebnisse oder z.B. den passenden Wetterbericht bieten. Im Gegenzug wird der Hersteller die Daten vermutlich nutzen, um seine Werbekunden besser zu bedienen: Wenn ich plötzlich statt in München in Berlin auftauche und mit dem Telefon Sehenswürdigkeiten suche zahlen Anbieter von Stadtrundfahrten sicher einen schönen Betrag für diesen Aussichtsreichen Werbeplatz. Zudem gibt es das Risiko, welches jede Datenspeicherung birgt: Die Daten können in die falschen Hände geraten – und was ihr Chef sagt, wenn sie mit dem Firmenwagen einen Umweg über zwielichtige Stadtviertel nehmen kann sich jeder selbst ausmalen.
Mir ist es prinzipiell egal, ob Hersteller solche Daten erheben oder nicht, ich möchte aber selbst bestimmen ob und wann die Erhebung statt findet, die Daten kontrollieren können und nicht durch fadenscheinige App-Voraussetzungen zur Nutzung gezwungen werden. Der Nutzer sollte das Gerät kontrollieren, nicht umgekehrt.