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GEZ: Shut up and take my money!

Alles ist einfacher geworden: Seit Januar gibt es nur noch einen Betrag für jeden Haushalt – kein Stress mehr mit der (ehemaligen) GEZ. Sollte man denken.

Meine Geschichte fängt im Oktober des letzten Jahres an: Durch einen Wohnungsumbau habe ich ein Zimmer übernommen, welches zuvor anderen Bewohnern gehörte und unter anderem über ein Fernsehgerät verfügt. Bisher hatte ich nur den ermäßigten PC-Beitrag gezahlt, um auf der „sicheren“ Seite zu sein muss ich also nun in den TV-Tarif wechseln. Da ich viel ÖR schaue und spätestens im Januar ohnehin der höhere Betrag fällig wäre handle ich Pflichtbewusst. Auf der Webseite der GEZ finden sich Formulare zum An- und Abmelden, jedoch nichts um ein zusätzliches Gerät zu melden. Mangels vordrucken teile ich meine Änderung über das Kontaktformular der Seite mit und erhöhe den zugehörigen Dauerauftrag.

Stille.

Anfang Februar erhalte ich dann Post von „ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice“ (der neue Name der GEZ). Ich hätte versehentlich zu viel überweisen, der Differenzbetrag von 35,94€ würde mir „in Kürze“ zurückerstattet. „Falls nicht, teilen Sie uns Ihre Änderungen mit“ endet der Brief.
Tolle Reaktionszeit, die letzte Überweisung ist schon einige Wochen her und auch die vorherige war ja dann „zu viel“. Wie auch immer, ich antworte etwas genervt noch am selben Tag und verweise auf meinen Änderungswunsch aus dem letzten Jahr.


Ich freue mich, dass nach fast 4 Monaten ein Kontakt ihrerseits möglich war und bitte die damals angedachte Änderung nun zu vermerken und den Betrag einzubehalten.

Stille.

Ende März folgt der nächste Brief:

Leider ist zwischenzeitlich bereits eine Erstattung des im 4. Quartal 2012 entstandenen Guthabens erfolgt.

Korrekt – offenbar arbeitet die Finanzabteilung um ein vielfaches schneller als der „Kunden“Service: 2 Tage nach meinem Schreiben im Fehruar findet sich tatsächlich eine Rückerstattung auf meinem Konto.

Beachten Sie bitte den aktuellen Kontostand: Das Beitragskonto weist > einschließlich 03.2013 einen offenen Betrag von 36,66EUR auf.

Aha. Wait, what? Die Erstattung belief sich laut Brief und Kontoauszug korrekterweise auf 35,94€ – nun sollen es 36,66€ sein? Nunja, ich habe immer fristgerecht gemeldet und bin auf deren Bürokratiemauer aufgelaufen, von daher schalte ich nun auch auf stur: Die 35,94€ gingen zurück auf ihr Konto, der Differenz von 72 Cent habe ich Wiedersprochen – mal schauen, welche Erklärung seitens der GEZ folgt – also so in 1-2 Monaten…

Funfact hintendran: Finde den Fehler der automatischen Antwortmail:

Sender: InfoReply@beitragsservice.de

ACHTUNG! Diese E-Mail wird automatisch versandt. Unter der E-Mail-Adresse InfoReply@beitragsservice.de ist eine individuelle Korrespondenz nicht möglich.

Wenn Sie nicht der bestimmungsgemäße Empfänger sind oder diese E-Mail irrtümlich erhalten haben, informieren Sie bitte sofort den Absender…

Öffentlicher Rundfunk muss Archive löschen

Die Einen schwören drauf, die Anderen finden ihn überflüssig: Der Öffentlich rechtliche Rundfunk begleitet uns bereits seit 1945 und hat sich immer weiter entwickelt. Zu Beginn wurde ein Hörfunkprogramm gesendet, einige Jahre später folgten die ersten TV-Kanäle – trotz Proteste aus dem Bereich der Zeitungsverleger. Erst in den 80er Jahren folgten die ersten privaten Sender. Während im Radiobereich die ÖRs nach wie vor unangefochten an der Spitze liegen haben die Privatsender mit Spielfilmen und „Assi-TV“ die gebührenfinanzierten Sender quotentechnisch hinter sich gelassen. Bei Einem konnte sich der ÖR jedoch sehen lassen: Auch, wenn noch einige Verbesserungen nötig gewesen wären waren die Webauftritte sehr gut ausgestaltet. Dank Mediathek, Streams und Podcasts wurde die Barriere, welche mit Radio und TV bestand, durchbrochen: Informationen standen nun auf Abruf zur Verfügung – egal wann und wo man es wollte. Ich z.B. als Jemand, der kein Fernsehgerät besitzt, habe auf diese Art bereits viele Dokus im Netz angeschaut und freue mich immer wieder über neue Folgen diverser Sendungen auf dem Handy. Damit ist jetzt Schluss.

Dank der großartigen Arbeit der zuständigen Gremien (Grüße, nächstes Jahr ist Landtagswahl in RLP) wurde im letzten Jahr der 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag den Wünschen der Privatwirtschaft entsprechend durchformuliert. Fortan dürfen alle nicht zeitgeschichtlich relevanten Inhalte maximal 7 Tage im Internet bereit stehen – alles andere muss gelöscht werden – dies betrifft z.B. ca. 80% der Inhalte der Tagesschau.

Es ist bedauerlich, dass Beiträge, welche durch den Bürger finanziert werden (GEZ) ihm gegen den Wunsch der Sender nicht mehr zugänglich sein werden – oder um es mit den Worten der Tagesschau-Macher zu formulieren:

Während viele Verlage damit beginnen, ihre Archive für die Allgemeinheit zu öffnen, muss tagesschau.de den größten Teil seines mit Gebührenmitteln erstellten Online-Archivs löschen. Betroffen sind ca. 80 Prozent der Inhalte. Zusätzlich problematisch: Auch das Löschen kostet Geld, denn es muss eigens organisiert und programmiert werden. Da die Budgets in den Telemedienkonzepten gedeckelt sind, gehen die Lösch-Kosten zu Lasten neuer Inhalte.

Im nächsten Schritt, dem 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, wurde im übrigen das früher als „Schleichwerbung“ bezeichnete „Product-Placement“ legalisiert, man sieht also deutlich, in welche Richtung die Landesmedienzentralen arbeiten…
Weitere Infos: